September 2024

Gärten für Demokratie

Von Ruth Seliger

Die Demokratie wird angegriffen, von innen und von außen, von antidemokratischen Politikern, von religiösen Fundamentalisten, von angeblichen „Pazifisten“, von reichen Egozentrikern, von korrupten Politikern. Es gibt viele Analysen als Erklärungsansatz: Abnützung der Demokratie, mangelnde Lösungskompetenz für die großen globalen Probleme, wirtschaftliche Krisen durch neue Technologien, Zerstörung des gesellschaftlichen Diskurses durch digitalisierte Kommunikation …

Tausende Menschen sind aktiv und weisen auf die Gefahren hin. Sie gehen auf die Straße gegen Rechts, Politiker bauen „Brandmauern“ gegen Rechts, Bürgerinitiativen reichen Petitionen ein gegen Rechts. Sie sammeln Unterschriften, bilden neue Plattformen und veranstalten Kongresse. Das alles ist wichtig und gut, es lässt die demokratischen Kräfte spüren wie viele sie sind. Es gibt den demokratischen Kräften Mut, es schafft Bewusstsein und macht Druck auf die Politik. Bis jetzt hat das alles aber nicht viel bewirkt, nicht in Deutschland, in Österreich, in Italien, wo die Rechten weiter wachsen.

Eines ist gewiss: Wir haben es mit einem systemischen Problem, mit vernetzten, unberechenbaren und komplexen Phänomenen zu tun. So wie die einfachen Antworten rechter Populisten grundsätzlich falsch sind, so sind auch einfache Kampfstrategien gegen Rechts nicht hilfreich.

Was also tun?

Systemisches Denken ist ein Theoriegebäude, das sich ausschließlich mit lebenden Systemen und mit deren Funktionsweisen beschäftigt. Weil lebende Systeme komplex sind, muss auch die Theorie ausreichend komplex sein, um diese Funktionsweisen zu beschreiben, zu erklären und darauf aufbauend Interventionen zu setzen.

Gesellschaft ist ein lebendes, ein soziales, ein Kommunikationssystem. Demokratie ist eine der vielen möglichen Formen, wie eine Gesellschaft ihre eigene Operationsweise gestalten kann. Wie jedes lebende System braucht die Gesellschaft und braucht ihr Operationssystem „Demokratie“ Ressourcen, also Nahrung, die sie lebensfähig, lebendig und widerstandsfähig macht. Demokratie ist prinzipiell ein zartes Pflänzchen.

Soziale Systeme ernähren sich und leben von „Kommunikation“. Dabei ist nicht jede Kommunikation zuträglich, manche ist zerstörerisches Gift und manche fördert Wachstum und Blühen. Vergiftete Kommunikation ist jene, die die Menschen daran hindert, ihre Probleme zu lösen und zu selbstzerstörerischen Dynamiken führt. Fördernde Kommunikation ist jene, die Zusammenhalt als Gesellschaft und die Suche nach zukunftsweisenden Lösungen und Entwicklungen ermöglicht.

Wir brauchen eine Kommunikation der Zuversicht

Aus der Psychologie wissen wir: Um Probleme zu lösen, brauchen wir Energie. Zuversicht gibt Energie, Zuversicht ist die Nahrung „der Humus“ der Demokratie. Was gibt Zuversicht?

  • Narrative des Gelingens: Eine Kommunikation der Zuversicht entsteht durch das Erzählen von Geschichten des Gelingens, über erfolgreiche Initiativen, über Beispiele von „best practice“, die Unterschiede im Denken und Handeln machen.
  • Zukunftsbilder: Zuversicht entsteht durch kraftvolle Zukunftsbilder und durch konkrete Ideen, wie sie erreicht werden können.
  • Das Neue erkennen, hegen und pflegen: Zuversicht entsteht, wenn wir unseren Blick auf die vielen kleinen Pflänzchen im Garten der Demokratie lenken, die überall hervorsprießen. Diese kleinen Pflänzchen brauchen uns, um sie zu nähren und zu pflegen.

Das forum:transformieren – ein Garten zur Pflege der Demokratie

Haben Sie auch genug davon, sich vor den Rechten zu fürchten und sich „pflanzen“ zu lassen? Möchten Sie sich auch eher „für“ etwas als „gegen“ etwas einsetzen? Möchten Sie bei Ihren Aktivitäten neue Energie gewinnen, statt sie an die Verzagtheit zu verlieren? Möchten Sie sich eher als „Täter“ denn als „Opfer“ gesellschaftlicher Transformation sehen? 

Das forum:transformieren 2025 ist ein Ort des Dialogs, an dem Sie sich stärken, anregen und austauschen können. Das forum:transformieren 2025 ist dem Thema „Demokratie zwischen Abbruch und Aufbruch“ gewidmet. Es ist ein Workshop für Menschen in Organisationen, für die Demokratie ein wichtiges Thema gesellschaftlichen Lebens ist:

  • Unternehmen erzeugen Güter und Dienstleistungen, sie brauchen Menschen, die diese kaufen und die für sie arbeiten. Demokratie braucht Wohlstand, um die Stabilität und Interesse an gesellschaftlichem Leben sicherzustellen. Unternehmen sind keine Inseln in der Gesellschaft, sie sind wichtige gesellschaftliche Akteure, die sich in Fragen der Demokratie einmischen sollen. Demokratie und Unternehmen brauchen einander.
  • NGOs sind per Definition die kritische Stimme in der Gesellschaft, sie untersuchen und benennen Schwachstellen und Problemstellungen in der Gesellschaft und in der Demokratie, sie sind “Agenten” gesellschaftlicher Transformation. Sie können nur unter Bedingungen der Demokratie bestehen, und Demokratie kann nur bestehen, wenn sie sich selbst regelmäßig reflektiert und verbessert.
  • Institutionen und öffentliche Einrichtungen sind ein „Transmissionsriemen“ zwischen Politik und Gesellschaft. Sie sorgen für den geregelten Ablauf des gesellschaftlichen Lebens. Sie sind aber auch die Stützen und Garanten der Demokratie, die sie gegen Angriffe verteidigen. Stirbt die Demokratie, werden sie als erste zur Zielscheibe antidemokratischer Kräfte.
  • Berater und Berater:innen, die Organisationen bei diesen wichtigen Aufgaben unterstützen. Sie verfügen über Theorie, Modelle und Methoden damit Organisationen ihre Aufgaben effektiv und effizient umsetzen können.

Das forum:transformieren ist ein 2tägiger Workshop, in dem Demokratie gemeinsam untersucht, genährt, entwickelt werden soll, hier können Pflänzchen gehegt und gepflegt und neue Nahrungsformen erprobt werden. In diesen beiden Tagen erlernen Sie zugleich eine Methode kennen, mit der Sie Veränderungen gut gestalten und Ihre eigene Wirksamkeit erhöhen können.

Am Ende des Workshops sollen alle mit konkreten Ideen, eventuell auch Plänen und Strategien für ihr praktisches Handeln herausgehen.

SAVE THE DATE
forum:transformieren: 16.+17.5.2025, Wien
„Demokratie zwischen Abbruch und Aufbruch

forum:transformieren